Abschied und Trost

Erstmalig konzertiert der Landesjugendchor Thüringen unter neuer Leitung in der Thüringer Region. Seit Sommer 2023 ist der gebürtige Venezolaner Nikolaas Schmeer Künstlerischer Leiter des Chores. 

Im Konzert singen die jungen Sänger*innen die doppelchörige Messe von Frank Martin, "Unsere Trübsal" von Johann Ludwig Bach und abschließend das Magnificat von Vic Nees.

Abschied und Trost
Ein emotional bewegendes Thema, sowohl für den Chor, der im letzten Jahr einen Leitungs- und viele Sängerwechsel hatte als auch passend für die Zeit zwischen Ostern und Pfingsten. An Christi Himmelfahrt, einem Feiertag ohne wirkliche Feierstimmung, wird dem Abschied Jesu auf Erden gedacht und gleichzeitig Trost über die Verheißung des Wiedersehens sowie der baldigen Ankunft des Heiligen Geistes (Pfingsten) gespendet. Es entsteht ein innerlicher Konflikt zwischen Einsam- und Gemeinsamkeit. In dieses Spannungsfeld fügen sich die verschiedenen Kompositionen, auf ganz unterschiedliche Art und Weise ein.
Das Hauptwerk, die doppelchörige Messe des aus der französischen Schweiz stammenden Komponisten Frank Martin, eröffnet das heutige Konzert. Komponiert zwischen 1922 und 1926 sind Einflüsse von Maurice Ravel und Claude Debussy in dieser Komposition, wie auch im gesamten Œuvre Martins, zu erkennen. Dabei dominiert hier die impressionistische Strömung, aber auch klassizistische Einflüsse aus der Gregorianik sind zu hören. In der Doppelchörigkeit entstehen immer wieder neue Stimmenpaare, die einen innigen Dialog über leere Bordunquinten im restlichen Chor spinnen. Die emotionale Reise vom „Kyrie eleison" (Herr, erbarme dich) über das Gloria hin zum „Agnus Dei" (Lamm Gottes) verpackt Martin in eine farbenreiche und plastische Musik.
In der Motette eines Vetters von Joh. Seb. Bach, nämlich Johann Ludwig Bach – auch der „Meininger Bach" genannt – wird die Trübsal über den Verlust des Sichtbaren (Jesu auf Erden) musikalisch verwandelt in die Freude über die ewige Herrlichkeit, auch wenn wir diese nicht sehen können. Dabei ändert Bach den Gestus von einschneidender Chromatik hin zu freudigen Koloraturen.
Zum Abschluss erklingt mit dem „Magnificat" (1981) das bekannteste Werk des belgischen Komponisten Vic Nees. Einen lyrischen Gesang der Maria (Sopransolo) über die freudige Nachricht der Schwangerschaft, in dem sie Gott dafür dankt, dass er sich bis in Ewigkeit um sie kümmert. Es schließt sich der inhaltliche Kreis zu Himmelfahrt und der baldigen Ankunft des Heiligen Geistes auf Erden bis zum Wiedersehen.

Josias Ray